Als wir bereits auf dem Weg zum 3. Dreitausender waren, dem Hohen Aderl (3504 m), sahen wir aus der Ferne die zahlreichen Seilschaften, die sich wie Ameisen von den drei Ausgangspunkten Kürsinger Hütte, Neue Prager Hütte und Defregger Haus auf ihr Tagesziel zubewegten. Wir beobachteten den Tross kurz mitleidig und waren Sigi für seine Idee, so zeitig aufzubrechen, unglaublich dankbar. Das Glück, alleine auf dem Gipfel eines so prominenten Gipfels zu stehen, wird einem nicht so oft beschert. Nach dem Hohen Aderl nahmen wir über das Rainertörl (3422 m) Kurs auf den 4. Gipfel, das Rainerhorn (3560 m). Wir zogen die erste Spur auf die zweithöchste Erhebung der Venedigergruppe. Sigi spurte als Seilführender unermüdlich durch die steile Westflanke und suchte die optimale Linie für uns. Leider zog beim Aufstieg Nebel auf, sodass die Sicht etwas beeinträchtigt war. Bei guter Sicht hat man vom Gipfel einen wunderschönen Blick auf die umgebende Gletscherwelt: Das spaltenreiche Schlatenkees mit dem Oberen Keesboden, das sich nahezu bis zum Gipfel erstreckt, das Äußere Mullwitzkees und das Innere Mullwitzkees. Nach einer kurzen Gipfelrast ging´s weiter zum letzten Ziel, der Schwarzen Wand (3511 m). Auf dem Weg dorthin trafen wir die zweite Seilschaft an diesem Tag, die, in Begleitung eines Bergführers, richtig gespenstisch plötzlich aus dem Nebel heraustrat. Den Gipfel der Schwarzen Wand, dem vierthöchsten Gipfel der Venedigergruppe, erreichten wir über einen kurzen Blockgrat.
Auf dem Rückweg navigierte uns Sigi zielsicher und absolut kompetent über das spaltenreiche Schlatenkees. Wir waren ratzfatz wieder bei der Neuen Prager Hütte, wo wir eine kurze Kaffeepause einlegten und die traumhafte Tour beim Anblick der Gletscherwelt nochmals Revue passieren ließen.
Während des Abstiegs zurück nach Innergschlöß staunten wir über die schöne Landschaft, die sich am Freitag beim Aufstieg im Nebel vor uns versteckte. Den letzten Teil des Weges zu Matreier Tauernhaus kürzten wir mit dem Venedigertaxi ab.
Auf der Terrasse des Matreier Tauernhauses ließen wir uns ein wohlverdientes Essen schmecken und stießen auf unsere Traumtour an. Am Nebentisch saß eine Gruppe junger Leute, die sich, in Begleitung eines Bergführers, nach uns von der Prager Hütte auf den Weg zum Großvenediger gemacht hatte. Sie sahen den Schein der Stirnlampen unserer Seilschaft in der Dämmerung und erzählten uns, wie „magic“ das auf sie gewirkt hat.
Sigis Tourenplanung war so perfekt, dass wir sogar rechtzeitig zum EM-Endspiel Spanien gegen England wieder daheim waren.
Zum Schluss wieder moi an sackrischen Dank an unseren klasse Tourenführer Sigi für die Organisation dieser unvergesslich tollen Tour, es war oafach magic 😉 Und natürlich aa ein Dankeschön an unsere fitte Gruppe für die starke Leistung! Diese Zeit soll uns erst mal einer nachmachen!