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Sektion Deggendorf unterwegs im Wallis

Hochtourenrunde ab der Britanniahütte - Fronleichnam 2025

20.06.2025

Am 20.06. pünktlich um 4:00 Uhr morgens starteten wir in zwei Autos von Deggendorf Richtung Wallis. Ziel: Saas Fee. Dank zügiger Fahrt und guter Laune waren wir bereits gegen 13:00 Uhr vor Ort – leider früher als die Bahn zur Britanniahütte fuhr. Kein Problem: Wir nutzten die Wartezeit für Kaffee, Kuchen und Tourenplanung. 
Als Tourenziele waren veranschlagt : Fluchthorn (3.795 m), Rimpfischhorn (4.199 m), Allalinhorn (4.027 m) inkl. Traversierung zum Feechopf (3.888 m), Alphubel (abgebrochen wegen Wetter)
Mit den Stützpunkten:
Britanniahütte (3.030 m) 
Täschhütte (2.701 m) 

Am Nachmittag ging’s dann per Bahn nach oben – und der Schnee begrüßte uns sofort in seiner ganzen weichen Pracht. Der Hüttenzustieg wurde zur ersten „Generalprobe“ für unsere Schneeschuhe. Nach dem Abendessen fielen wir dann alle früh ins Bett – am nächsten Tag wartete schon der erste Gipfel.

 Tag 1 - Fluchthorn (3.795 m) zur Akklimatisierung
Start um 3:00 Uhr – es war noch dunkel, aber die Motivation war groß. Erstmal ging’s 100 hm runter auf den Hohlaubgletscher (den wir im Laufe der Tage noch öfter fluchend hochgehen würden), dann über den Allalingletscher in Richtung Fluchthorn.
Während die Sonne langsam aufging und das Strahlhorn im Morgenlicht erstrahlte, stiegen wir in stetem Rhythmus Richtung Gipfel. Der Schnee war zu dieser Uhrzeit noch tragfähig, auch wenn es ein paar knietiefe Überraschungen gab. Bereits vor 08:00 Uhr standen wir oben – mit bestem Blick auf Dufourspitze, Liskamm und Co.
Beim Rückweg kündigte sich allerdings bereits das Hauptproblem der kommenden Tage an: der früh aufweichende Schnee. Ohne Schneeschuhe wäre der Abstieg eine Tortur geworden. So war’s zumindest machbar – wenn auch anstrengend.

Tag 2 – Rimpfischhorn (4.199 m)
Der nächste Morgen kam früh – oder besser gesagt: mitten in der Nacht. Um 2:15 Uhr war Weckruf, 3:00 Uhr Abmarsch. Diesmal stand das Rimpfischhorn auf dem Plan – eine lange Gletschertour mit etwa 18 km Strecke, aber auch mit einem abwechslungsreichen Finale.
Der Gletscher präsentierte sich anfangs fest und gut begehbar. Im mittleren Bereich deponierten wir unsere Schneeschuhe für den späteren Rückweg – eine kluge Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Nach der Umrundung des Rimpfischhorns kamen wir schließlich zum steilen Couloir, das zum Gipfelgrat führte. Dort erwartete uns eine schöne Kombination aus Firnflanke und luftiger Kletterei bis zum Hauptgipfel.

Gegen 9:00 Uhr standen wir oben – für drei von uns der erste Viertausender! Die Stimmung war entsprechend ausgelassen. Der Abstieg forderte nochmal volle Konzentration: vereiste Stellen, tiefer Schnee, Sonneneinstrahlung. Glücklicherweise fanden wir unsere deponierten Schneeschuhe schnell wieder – ohne sie hätten wir den Rückweg wohl nicht ganz so locker gemeistert.
Nach über 11 Stunden waren wir wieder an der Britanniahütte – erschöpft, aber glücklich. Es war unsere letzte Nacht dort, bevor am Folgetag der Hüttenwechsel anstand.

Tag 3 – Allalinhorn (4.027 m) über Hohlaubgrat & Traversierung zum Feechopf
Auch am dritten Tag hieß es wieder: früh raus. Um 3:15 Uhr starteten wir ein letztes Mal von der Britanniahütte, diesmal mit vollem Hochtouren-Gepäck – über 20 kg pro Person. Der geplante Hüttenwechsel zur Täschhütte bedeutete: alles musste mit.

Die Rucksäcke waren entsprechend schwer, die Beine spürbar müder als an den Tagen zuvor.
Der Anstieg über den Hohlaubgrat zeigte sich dafür von seiner besten Seite: tragfähiger Firn, klare Sicht und ein traumhaftes Morgenpanorama. An den Kletterstellen war stellenweise etwas Eis im Spiel, aber mit sicherer Steigtechnik gut machbar.

Gegen 7:00 Uhr standen wir auf dem Allalinhorn – trotz der Last auf dem Rücken und der bisherigen Tourtage: große Zufriedenheit und erneut ein atemberaubender Rundumblick.
Statt direkt abzusteigen, wählten wir die lohnende Traverse zum Feechopf (3.888 m) mit Übergang ins Alphubeljoch. Die Sonne wurde jetzt langsam stärker, der Schnee zunehmend sulzig. Der lange Abstieg zur Täschhütte (2.701 m) zog sich – satte 1.500 hm bergab, mit vollem Gepäck über weite Schneeflächen, Felsstufen und Gletschermoränen. Gegen 13:30 Uhr erreichten wir schließlich die Hütte – völlig durchgeschwitzt, aber zufrieden. Hier bezogen wir unser neues Lager für die letzte Nacht der Runde und freuten uns über etwas Ruhe, gutes Essen und eine deutlich tiefere Schlafhöhe.

Tag 4 – Alphubel-Versuch & Heimreise
Am vierten Tag war Luxus angesagt: Frühstück um 3:00 Uhr – also fast schon ausschlafen nach den Vortagen. Um 03:30 Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Alphubel über die sogenannte Eisnase.
Doch kurz nach dem Erreichen des Alphubeljochs kam uns ein rasch aufziehendes Gewitter in die Quere – deutlich früher als die Vorhersage es vermuten ließ. Also entschieden wir uns für den einzig richtigen Weg: Umkehr. Sicherheit geht einfach vor.

Um 09:00 Uhr waren wir bereits wieder an der Täschhütte. Statt den Tag dort abzusitzen, entschieden wir uns spontan für den kompletten Abstieg nach Täsch – mit vollem Gepäck. Das bedeutete 1.600 hm bergauf und 2.500 hm bergab an einem Tag. Da glühten die Knie!
Von Täsch ging’s mit einem Großraumtaxi zurück nach Saas Fee, wo unsere Autos warteten – und dann noch gute 9 Stunden Heimreise. Ein echter 24-Stunden-Tag zum Abschluss.
 
Fazit
Vier Tage, drei tolle Gipfel, ein abgebrochener Versuch – und ein ganzer Haufen beeindruckender Eindrücke. Die Mischung aus Gletscher, Firn, Grat und Fels war ebenso fordernd wie lohnend. Frühstart war Pflicht, Schneeschuhe Gold wert, und die Gruppe einfach stark.
Trotz müder Beine und langer Heimfahrt: Das Wallis hat wieder einmal geliefert – in jeder Hinsicht!
Michael, Markus, Micha, Tom, Simon und Mich