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Hochtouren vom Pfitscherjochhaus

Statt 3000er-Besteigungen Smaragdsuche in den Zillertalern

29.05.2025

9 hochmotivierte Hochtourenfreunde trafen sich um 5 Uhr am traditionellen Treffpunkt in Deggendorf und machten sich mit zwei Autos auf den Weg ins Zillertal zum Ausgangspunkt Schlegeisspeicher auf 1782m. 

Dort sattelten wir unsere Rucksäcke und wanderten durch den wildromantischen Zamser Grund hinauf zum Pfitscherjoch, einem historischen Übergang von Nord- nach Südtirol. Auf dem Weg dahin bewunderten wir die zahlreichen Wasserfälle, die rechts und links zu Tal rauschten. Die circa fünf Kilometer und 500 Höhenmeter umfassende Route war schnell zurückgelegt.

Am Joch angekommen, bezogen wir unser Quartier, das Pfitscherjoch-Haus (2276m), eine urige und gastfreundliche Schutzhütte am Hauptkamm der Zillertaler, die auch als Station für Alpenüberquerungen dient, wie wir an der Vielzahl der Tages- und Nachtgäste sehen konnten. Der Wirt, ein richtiges Original, nahm uns in Empfang und erklärte uns die Gepflogenheiten. Als wir uns umdrehten und dieselbe Person, die gerade mit uns gesprochen hatte, zeitgleich hinter der Bar stand, staunten wir nicht schlecht. Der Wirt lachte herzlich über unsere verdutzten Gesichter, er führt die Hütte zusammen mit seinem Zwillingsbruder.
Was unsere Hochtourenpläne mit einem kleinen Unsicherheitsfaktor versah, war die Tatsache, dass unter der Woche der Winter in den Alpen ein kleines (beziehungsweise eher großes) Stelldichein gab und die Glocknergruppe wie auch die Zillertaler mit einer gehörigen Menge an Neuschnee versorgte, über die man sich in den Wintermonaten aufrichtig gefreut hätte.

Nach einer kurzen Stärkung auf der Hütte wartete noch ein erstes Gipfelziel auf uns: Die Rotbachlspitze (2897m), die von der Hütte aus in 1,5 Stunden gut erreicht werden konnte. Die Rotbachlspitze machten ihrem Namen alle Ehre, überall war rotes Gestein und das rote Bachl floss vom Berg Richtung Tal. Die Wanderung folgte zunächst dem Kamm und bot immer wieder schöne Ausblicke auf die umgebenden 3000er. Vor allem die Nordwand des Hochfeilers beeindruckte durch ihre Schnee- und Eisflanke. Die letzten 200 Höhenmeter schraubten sich in Serpentinen bergauf und es war aufgrund des Schnees etwas Vorsicht geboten, dass man nicht ausrutschte. Am Gipfel angekommen eröffnete uns die Wolkendecke nur ab und zu kleinere Ausblicke auf die Umgebung. Unser morgiges Ziel, der Schrammacher, wollte sich gar nicht zeigen. 

Zurück auf der Hütte genossen wir kurz ein paar Sonnenstrahlen auf der Terrasse, von wo aus man schön ins Südtiroler Pfitschertal blicken konnte. Beim Abendessen entspannte sich plötzlich ein von Maria angestoßenes Gespräch über Smaragde und Edelsteine im Gebirge. Eifrig wurde dann gleich recherchiert, was man in den Zillertalern auffinden könnte und was das dann wert wäre. Dieses Gespräch führte dazu, dass am nächsten Tag jeder bzw. jede eifrig nach diesen Steinen am Boden Ausschau hielt. Wirklich fündig wurde aber niemand.

Die Wetterprognose für den nächsten Tag sagte für den Nachmittag ganz passables Wetter mit einigermaßen guter Sicht voraus. Wir holten noch einige Informationen beim Wirt ein, der uns mit dem Satz: „Dieses Jahr war da noch keiner droben!“ ermutigte. Der Samstag startete trüber als erwartet und immer wieder zogen mystische Nebelschwaden durch die hochalpine Landschaft. Motiviert starteten wir dennoch zu unserem Ziel Schrammacher. Zunächst folgten wir Steigspuren und zahlreichen Stoamandaln, die uns den Weg unter dem Grawandkofel vorbei Richtung Stampflkees wiesen. Als wir endlich Sichtkontakt zum Kees hatten, staunten Sigi und Alex, die vor einigen Jahren den Schrammacher bereits gemacht hatten, wie rapide sich der Ferner zurückgezogen und wie sehr sich dadurch die (Hochtouren)Bedingungen verändert hatten. Um uns die anstrengende Spurarbeit, die auf dem Stampflkees auf uns wartete, noch ein bisschen zu ersparen, suchten wir auf dem Blockgelände so weit wie möglich nach oben. Auf sicherem Terrain wurde angeseilt und wir querten den Gletscher auf der Suche nach dem optimalen Einstieg zum Grat. 

Mühsam kämpften sich die beiden Seilschaften durch den (je nach Größe) mindestens knietiefen Schnee zum steilen Einstieg in den Grat. Sigi versuchte den Grateinstieg mit einem Fixseil abzusichern und so einen sicheren Übergang vom Gletscher zum Blockgrat zu ermöglichen. Der Wintereinbruch hatte allerdings seine frostigen Spuren hinterlassen: Der steile Grat, der uns ab 3200 hoch zum Gipfel des Schrammacher auf 3410 führen sollte, war verschneit und vereist, weshalb wir uns schweren Herzens aus Sicherheits- und auch aus Zeitgründen für einen Abbruch entschieden. 

Ohne Gipfelerfolg wollten wir aber nicht zur Hütte zurückkehren, weshalb wir den Grawandkofel (2835 hm),  dessen Kreuz uns von weitem schon anlachte, noch ansteuerten. Die wilde und durchaus auch ausgesetzte Kraxelei über den Grat auf den Gipfel ließ aber dann doch noch unsere Bergsteigerherzen höherschlagen und erfüllte uns mit Zufriedenheit. Der markierte Abstieg zum Pfitscherjoch-Haus wurde flotten Schrittes zurückgelegt, es wartete nämlich ein feines Tiramisu auf uns.

Da die Wettervorhersage für den nächsten Tag sehr bescheiden war und wir sowieso alle Ziele in Hüttennähe abgearbeitet hatten, stiegen wir nach einem reichlichen Frühstück ab zum Schlegeisspeicher.

Auch wenn wir das erhoffte Hochtourenziel nicht ganz erreichten, verlebten wir dennoch schöne und gesellige Stunden im Zillertal. Ein herzliches Dankeschön an unseren Tourenleiter Sigi für die Organisation des tollen Bergwochenendes. Das Ziel, alle wieder gesund und unversehrt nach Hause zu bringen, haben wir auf jeden Fall erreicht und das ist das Wichtigste.

Tourenleitung: Sigi Stangl

Teilnehmende: Maria, Markus, Alex, Karl-Heinz, Nemanja, Reinhard, Sigi, Fred und Nicole

Bericht von Omanja und Nicole