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Fesselnder Vortrag des Extremalpinisten Simon Gietl

"Fühl Dich stark, aber nicht unsterblich!"

03.05.2025

Fulminanter Auftakt in das Jubiläumsjahr der Sektion Deggendorf des Deutschen Alpenvereins mit dem fesselnden Vortrag des Extremalpinisten Simon Gietl

„Fühl dich stark, aber nicht unsterblich!“, diesem Motto fühlt sich der sympathische Südtiroler Bergsteiger aus dem Ahrntal verpflichtet. Der Vortragssaal des Kolpinghauses war am 3. Mai gut gefüllt, als Sigi Stangl (Ausbildungsreferent der Sektion Deggendorf und Initiator des Vortrags) Simon Gietl kurz vorstellte und auf die Bühne bat. 

Dem gespannten Publikum war nach wenigen Augenblicken klar, dass dieser Vortragsabend anders verlaufen wird als der von anderen Profibergsteigerinnen und Profibergsteigern. Gietl erzählte sehr anrührend von seiner eigenen Schulzeit, in der er sich als Mensch nicht gesehen und wahrgenommen fühlte. Einzig der Sport war für ihn eine Zufluchtsmöglichkeit, wo er sich beweisen konnte und er erfolgreich war. Die Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten gebannt den persönlichen Erzählungen Gietls. Nach der Schule begann er eine Lehre als Tischler, die er auch abschloss. Allerdings war das für ihn nur Beruf und niemals Berufung, so der charismatische Ahrntaler. Eine zufällige Begegnung mit einem Kletterer, der den trampenden Gietl mitnahm, und ihm von seinem Klettererlebnis an der Großen Zinne berichtete, wurde zum Schlüsselmoment in Gietls Leben und führte den nach seiner Bestimmung suchenden jungen Menschen auf seinen Weg.

Schnell fasste Simon Gietl den Entschluss, eine Bergführerausbildung zu absolvieren, um letztendlich doch noch seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.  

Gietl führte seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit beeindruckenden und mit dramatischer Musik unterlegten Bildern und Videos durch den Abend. So manchem stockte alleine beim Anblick der gigantischen Aufnahmen von den außergewöhnlichen Expeditionsabenteuern des Extremalpinisten der Atem.

Besonders eindrücklich war die 21,5 Stunden dauernde Nonstop-Speed-Gipfelbesteigung des Fitz Roy in Patagonien, die er mit seinem Berggefährten Gerry Fiegl im Januar 2014 unternahm.

Auch die traurigen Schattenseiten des Alpinismus blendete Gietl nicht aus und sprach auch über den Verlust seines Bergpartners Gerry Fiegl, der im Oktober 2015 bei einer Expedition in Nepal ums Leben kam. Er betonte die besondere Intensivität von Bergfreundschaften und wie wichtig es sei, sich voll und ganz aufeinander verlassen zu können, da das eigene Leben in der Hand des anderen liegt.

Ein nahezu unmögliches alpines Unternehmen setzte Gietl mit dem bekannten Schweizer Alpinisten Roger Schäli um: Die beiden bestiegen, sozusagen nonstop, die sechs Nordwände der Alpen und bewältigten die Distanzen zwischen den einzelnen Zielen aus eigener Kraft mit dem Rennrad. 1100 Kilometer und 30770 Höhenmeter im Aufstieg wurden zurückgelegt. Das besondere Highlight, wofür Simon Gietl ein Jahr trainierte, waren die Flüge mit dem Gleitschirm von den Gipfeln.

Im Mai 2023 gelang Gietl gemeinsam mit Roger Schäli und Mathieu Maynadier die Erstbesteigung der Südostwand des 6660 Meter hohen Meru Peak im indischen Garhwal-Himalaya. Sie eröffneten die 800 Meter lange Route „Goldfish“.

Das nächste Bergabenteuer steht bereits in den Startlöchern und führt Gietl im Juni unter anderem mit Alexander Huber an den Jirishanca (Cordillera Huayhuash) nach Peru.

Nach dem Vortrag mischte sich der sympathische Südtiroler, der eine neue Generation der Südtiroler Extrembergsteiger verkörpert, mit seinem Lausbubenlächeln unter sein Publikum.

Text: Nicole Eller-Wildfeuer